Sch Liebermann Enkelindeskuenstlers Minimum

Max Liebermann (1847 – 1935)

Enkelin des Künstlers, 1923

Das Kind

Maria Riezler ist das einzige Kind von Liebermanns Tochter Katharina. Er malt von ihr unzählige Serien, die die Natürlichkeit und in sich versunkene Ernsthaftigkeit seiner Enkeltochter zum Aus­druck bringen. „Enkelin des Künstlers“ zeigt Maria im Alter von sechs Jahren. Sie ist gerade damit beschäftigt, etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben oder zu malen. Den Großvater, der sie dabei beobachtet und zeichnet, scheint sie in einer Atmosphäre großer Vertraut­heit nicht zu bemerken.

Max Liebermann (1847 – 1935)

Enkelin des Künstlers, 1923

Lichtdurchflutet

In lockerem und pastosem Malgestus zeigt Liebermann die Enkelin in einem hellen Sommerkleid. Der Raum ist lichtdurchflutet, gleichwohl etwas dunkler als das Kleid. So wird dem Kind durch den Betrachter die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Die Konzentration auf das Licht verleiht dem Gemälde eine impressionistische Leichtigkeit.

Max Liebermann (1847 – 1935)

Enkelin des Künstlers, 1923

Asiatische Anklänge

Der Innenraum ist in zurückhaltender Farbig­keit dargestellt. Auffallend ist auch die Gegenüberstellung von Leere und inhaltlichem Geschehen. Die Szene erinnert durch den Kontrast zwischen Möblierung im rechten Bildteil und leeren Flä­chen im linken an die Ästhetik japanischer Kunstwerke. Diesen Bildaspekt hat Liebermann vermutlich von japanischen Holzschnitten übernommen. Auch die Tonalität der Farben, das Graubraun, verweist auf das Interesse an Japan. Als er in Paris arbeitet, steht der französische Japonismus in voller Blüte. Schon in den 1890er Jahren sammelt Liebermann japanische Holzschnitte. Im Musikzimmer seiner Wohnung hängen noch in den 1930er Jahren japanische Blätter neben Manet und Degas.

Max Liebermann (1847 – 1935)

Enkelin des Künstlers, 1923

Bewegte Möbel - stille Konzentration

Tisch, Zeichnungen und Sessel sind seitlich am rechten Bildrand angeschnitten, so dass sie dynamisch wirken. Reflexe aus Licht und Farbe nehmen den Dingen die Schwere. Das Kind mutet dagegen konzentriert an. Dauer und Momenthaftigkeit treffen zusammen, um gleichsam die Lebendigkeit der Szene zu unterstreichen.