Öl auf Leinwand
108 x 146 cm
© Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen
Mecklenburg-Vorpommern / Foto: E. Walford
Lot und seine Töchter, um 1610
Wilder Hengst im alten Körper
Rubens kann es nicht ertragen, dass Lot in der geschichtlichen Überlieferung willenlos dargestellt wird. Unwillkürlich interpretiert er den alten Lot in seinem Werk zwar mit Greisenkopf, aber auch mit geradezu herkulischem Körper. Lot ist hier alles andere als passiv.
Lot und seine Töchter, um 1610
Silber statt Salzsäule
Die Welt geht unter, aber das gute Silbergeschirr hat man lieber mitgenommen. Rubens erweist sich hier als ein fähiger Maler von Stillleben. Die Trauben leuchten und der Käse lockt. Dieses Beiwerk scheint ihm wichtiger als die Darstellung von Lots Frau. In der Geschichte bleibt die Namenlose als Salzsäule vor der brennenden Stadt zurück, hier aber fehlt sie gänzlich.
Lot und seine Töchter, um 1610
Die falsche Hand
Das Gemälde ist für die westlich dominierte Rubensforschung bis 1989 eher schwer erreichbar. Es gilt darum lange Zeit als Kopie des vermeintlich verschollenen Originals. Mit dem Wegfall der Mauer setzt sich die Überzeugung durch, dass es sich bei dem Schweriner Werk doch um das Original selbst handelt. Vielleicht trägt ein riesiger Kriegsschaden zu den damaligen Zweifeln bei, der die Hälfte der Weinschale, sowie Hand und Unterarm der Frau zerstört. Ein begnadeter Restaurator ersetzt diese so geschickt, dass es kaum auffällt. Die Nahsicht allerdings zeigt die zwei unterschiedlichen Hälften der Schale und die formlose Frauenhand. Die Meisterschaft von Rubens bleibt unnachahmlich.
Lot und seine Töchter, um 1610
Dick wie Stoff, zart wie Haut
Ein kompliziertes Spiel von Licht und Farben zwischen Schulter und Brust der Tochter Lots und dem Weinkrug. Die hellen und dunklen Farbflecke des Kruges lassen dazwischen die Grundfarbe sehen und geben so den schimmernden Eindruck des Metalls wieder. Doch bei Rubens erzeugt die Farbe nicht nur die Illusion von Gestalt und Raum, sondern ist auch ganz körperlich eingesetzt. Als dicker Farbwulst steht der geraffte Rand des Schultertuches auf der Leinwand. Man könnte diesen Rand auch ertasten. Dagegen ist das Dekolleté der jungen Frau aus mehreren Schichten fein verriebener Farbe gebildet. Diese besitzt ebenso wie lebendige Haut eine glatte Oberfläche.