Eine interaktive Entdeckungsreise
Öl auf Holz
62,4 x 52,5 cm
© Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen
Mecklenburg-Vorpommern / Foto: E. Walford
Die Liebeskranke, um 1658 - 1660
Herzschmerz
Die Auflösung ist schriftlich als Vers ins Bild gefügt: Gegen Liebeskummer hilft keine Medizin. Die Zitrone zeigt vermutlich den sauren Schmerz der Dame an. Silberteller, Teppich, Tischtuch – Steen ist ein Meister in der überzeugenden Darstellung von Materialien und Oberflächen.
Die Liebeskranke, um 1658 - 1660
Heilbringende Nachricht
Ausgerechnet während des Arztbesuches klopft der junge Mann an der Tür. Die Magd nimmt seinen Brief entgegen. Ohne dass der Handlungsablauf eigentlich geschildert wird, ist klar: Der Brief wird heilsamer sein, als alles was der Arzt zu bieten hat.
Die Liebeskranke, um 1658 - 1660
Bild im Bild
Zum vermeintlichen Realismus der holländischen Malerei gehört auch, gerne Wandgemälde in Werken darzustellen. Hier zeigt das Bild im Bild eine angedeutete Landschaft mit Bäumen und vermutlich eine Wasserfläche. Manchmal geben solche Wandgemälde in Malereien symbolische Hinweise auf das Thema des Werkes. Hier ist es vermutlich aber einfach Beiwerk. Die Verortung des Wandgemäldes knapp unter der Zimmerdecke wirkt auf uns heute seltsam, entspricht aber wohl den damaligen Gewohnheiten.
Die Liebeskranke, um 1658 - 1660
Das Geheimnis des Fadens
Das irdene Gefäß mit glühenden Kohlen ist in vielen Genrebildern dieser Zeit zu sehen. Es lässt sich gefahrlos unter die Füße nehmen. Besonders für die Damen mit ihren bodenlangen Röcken ist das zweifellos eine wirksamere Heizung, als zum Beispiel ein offener Kamin. Hier allerdings ist der Deckel abgenommen und man erkennt einen Faden, der über dem Rand liegt. Ein Faden vom Gewand einer Dame soll beim Verbrennen Hinweise auf eine Schwangerschaft jener geben können - so ein damals geläufiger Aberglaube. Dieses symbolträchtige Detail verrät viel über die Liebeskranke.
Die Liebeskranke, um 1658 - 1660
Die Kunst der Diagnose
Es gibt Anfang des 17. Jahrhunderts die gelehrten Doctores, die an der Universität lehren, und die einfachen Ärzte, die häufig ziemlich ungebildet sind. Reine Praktiker, die zum Beispiel als Bader Erfahrungen in der Heilkunst sammeln. Es ist damals leicht, sich über sie lustig zu machen und Jan Steen nutzt diese Gelegenheit. Diagnosen anhand des Urins werden auch heute noch ernsthaft betrieben. Damals allerdings muss der Arzt weit mehr tun als nur Geruch, Farbe und Konsistenz des Urins auszulesen. Auch der Geschmack ist wichtiges Indiz, etwa für die Zuckerkrankheit.