Öl auf Zedernholz
21 x 14 cm
© Staatsgalerie Stuttgart / Foto: Staatsgalerie Stuttgart
Aschermittwoch, um 1855-1860
Riesiger Raum im Kleinformat
Das Zedernholztäfelchen, auf das Spitzweg sein Bild gemalt hat, ist nur 21 x 14 cm klein. Auf dieser winzigen Fläche entfaltet er die Vision eines hohen Kerkerraums. Durch ein vergittertes Fenster dringt Tageslicht ein, das den Raum jedoch nicht vollständig erhellen kann. Die lastende Weite des Kerkers erinnert an Schlüsselwerke der Romantik, an die Kerker-Radierungen von Piranesi und an Goyas „Schrecknisse des Krieges“.
Aschermittwoch, um 1855-1860
Melancholie oder Meditation
Die leuchtend gelben, roten und blauen Flecken auf dem Narrenkostüm sind die einzigen Farben im weiten Dunkel des Kerkers. Stoisch und ohne Gefühlsregung sieht der Gefangene seinem weiteren Schicksal entgegen. Der gefangene Narr könnte Gegenstand eines Genrebildes sein. Allerdings begegnet er uns hier sehr ernst, wie der alttestamentliche Dulder Hiob, den die schicksalhaften Prüfungen, die ihm auferlegt werden, erstarren lassen.
Aschermittwoch, um 1855-1860
Spiel des Lichts
So, wie wir nur ahnen können, warum der Kostümierte einsitzen muss, bleibt auch unklar, woher das Licht einfällt. Dass es durch ein vergittertes Fenster kommt, können wir nur am Raster des Schattens in der Fensteröffnung erkennen. Von dort breitet es sich in die Tiefe des Raumes aus und lässt die verwitterte Textur des Mauerwerks aus dem Dunkel hervortreten.
Aschermittwoch, um 1855-1860
Der Spaß ist vorbei
Sein ganzes malerisches Können entfaltet Spitzweg in der rechten Bildhälfte, die fast völlig in Dunkelheit getaucht ist. Wenige, mit spitzem Pinsel aufgebrachte Lichtpunkte lassen den Krug vor den Augen des Betrachters entstehen. Winzige Weißhöhungen genügen, um den Sockel aus dem Dunkel zu holen, auf dem der Krug steht. Das wahrscheinlich mit Wasser gefüllte Gefäß ist eine Anspielung auf die Ausnüchterung des Narren am Aschermittwoch.