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Amedeo Modigliani (1884 - 1920)

Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, um 1917

Skandalträchtig

Im Dezember 1917 richtet die Galeristin Berthe Weill die erste Einzelausstellung des Künstlers aus. Als Werbung hängt sie vier Frauenakte ins Schaufenster. Soviel nackte Tatsachen sind selbst in der mondänen Stadt der Liebe zu viel. Noch schlimmer: das unverhüllt zur Schau gestellte Schamhaar! Die Polizei verlangt die sofortige Abhängung. Paris hat einen Skandal. Dem Käufer eines Bildes ist das zu viel öffentliches Aufsehen, er gibt das Gemälde gegen Erstattung des Kaufpreises zurück.

Amedeo Modigliani (1884 - 1920)

Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, um 1917

Eine gemalte Skulptur

Bevor er seine Aktbilder malt, geht Modigliani bei einem Bildhauer in die Lehre: im Atelier des rumänischen Bildhauers Constantin Brancusi schafft er Skulpturen von nackten Frauen in Stein. Modigliani bezeichnet sie als Karyatiden, als antike Skulpturen, die Architektur tragen. Die später gemalten Akte wirken ähnlich plastisch und zeitlos-idealisiert. Niemals malt Modigliani übrigens seine jeweilige Partnerin, er bevorzugt professionelle Modelle.

Amedeo Modigliani (1884 - 1920)

Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, um 1917

Welch ein Blick!

Nicht alle Frauen Modiglianis schauen den Betrachter derart direkt an. Aber hier geht vom verführerischen Blick der Frau eine starke Wirkung aus. Modigliani reiht sich unverkennbar in eine malerische Tradition ein: die Venusdarstellungen Tizians, die „Nackte Maya“ von Goya und natürlich Manets „Olympia“ – alle haben diesen selbstbewussten, weiblichen Blick. Seine Aktbilder strahlen Gelassenheit aus: „Das Glück ist ein Engel mit ernstem Gesicht“, schreibt er.