Öl auf Leinwand
60 x 92 cm
© Staatsgalerie Stuttgart / Foto: Staatsgalerie Stuttgart
Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, um 1917
Skandalträchtig
Im Dezember 1917 richtet die Galeristin Berthe Weill die erste Einzelausstellung des Künstlers aus. Als Werbung hängt sie vier Frauenakte ins Schaufenster. Soviel nackte Tatsachen sind selbst in der mondänen Stadt der Liebe zu viel. Noch schlimmer: das unverhüllt zur Schau gestellte Schamhaar! Die Polizei verlangt die sofortige Abhängung. Paris hat einen Skandal. Dem Käufer eines Bildes ist das zu viel öffentliches Aufsehen, er gibt das Gemälde gegen Erstattung des Kaufpreises zurück.
Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, um 1917
Eine gemalte Skulptur
Bevor er seine Aktbilder malt, geht Modigliani bei einem Bildhauer in die Lehre: im Atelier des rumänischen Bildhauers Constantin Brancusi schafft er Skulpturen von nackten Frauen in Stein. Modigliani bezeichnet sie als Karyatiden, als antike Skulpturen, die Architektur tragen. Die später gemalten Akte wirken ähnlich plastisch und zeitlos-idealisiert. Niemals malt Modigliani übrigens seine jeweilige Partnerin, er bevorzugt professionelle Modelle.
Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, um 1917
Welch ein Blick!
Nicht alle Frauen Modiglianis schauen
den Betrachter derart direkt an. Aber hier geht vom verführerischen Blick der Frau eine
starke Wirkung aus. Modigliani reiht sich unverkennbar in eine malerische Tradition ein: die
Venusdarstellungen Tizians, die „Nackte Maya“ von Goya und natürlich Manets „Olympia“ – alle
haben diesen selbstbewussten, weiblichen Blick. Seine Aktbilder strahlen Gelassenheit aus:
„Das Glück ist ein Engel mit ernstem Gesicht“, schreibt er.