Mischtechnik auf Lindenholz
86,5 x 58,5 cm
© Staatsgalerie Stuttgart / Foto: Staatsgalerie Stuttgart
Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1530
Winziges Ungeheuer
Das Signum mit der geflügelten Schlange verwendet Cranach erstmals 1508. Die Schlange mit Fledermausflügeln und einem Rubinring in ihrem Maul ist klitzeklein und kaum zu erkennen. Sie ist in verschiedenen Varianten auf allen Gemälden Cranachs zu finden, als Markenzeichen der riesigen Malerwerkstatt in Wittenberg. Viele Prototypen produziert die Cranach-Werkstatt in Serie, insgesamt etwa 5000 Gemälde stammen aus der frühen Massenproduktion.
Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1530
Das saubere Schwert
Triumphierend hält Judith das Schwert mit der sauberen Klinge in die Höhe. Es wird klar, dass es hier nicht allein um den Sieg der Frau über den Mann geht. Diese Judith ist bereit zu neuen Taten! Cranach steht um 1530 der reformatorischen Bewegung um Martin Luther sehr nahe: Er porträtiert nicht nur Luther und Melanchthon, seine Druckwerkstatt veröffentlicht auch die Bibelübersetzungen Luthers. Seine Judith steht für die Kampfbereitschaft der Protestanten.
Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1530
Im höfischen Gewand
Cranach ist Hofmaler des sächsischen Kurfürsten. Zahlreiche Porträts der Hofgesellschaft entstehen. Perfekt verkörpert diese Judith seinen Frauentypus: eine zarte, höfisch gekleidete junge Dame blickt mit melancholischem Ernst aus dem Bild. Kostbare Stoffe, aufwendige Stickereien, vor allem aber die schweren goldenen Halsketten und das mit Edelsteinen und Perlen verzierte Halsband, verraten den Reichtum.
Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1530
In Siegerpose
Cranach zeigt den Triumph einer Frau über einen Mann. Das abgetrennte Haupt ist nicht mehr als eine Trophäe, auf der Judith in Siegerpose ihre linke Hand abgelegt hat. Der Schrecken über ihre Tat spiegelt sich im toten Antlitz von Holofernes: durch die leicht geöffneten Lider sind seine Augen scheinbar anklagend auf Judith gerichtet.
Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1530
Sieg der Frau!
Während der Belagerung der Stadt Bethulia tötet Judith im Lager des feindlichen assyrischen Heeres dessen Feldherrn Holofernes. Die scheinbar Schwächere hat gesiegt!