Öl und Kohle auf Leinwand
345 x 497 cm
Foto: Staatsgalerie Stuttgart
Auferstehung, 1916/18
Eine schwarze Sonne
Die schwarze Sonne ist das magische Zentrum des Bildes. Statt lichtvoller Erlösung erwartet die Auferstehenden im Jenseits ein unheilvolles Leben in Finsternis. Eine verfinsterte Sonne ist in der Kunstgeschichte eigentlich nur bei der Kreuzigung Christi oder bei Untergangsvisionen wie der Apokalypse üblich. Bei traditionellen Auferstehungsszenen ist dagegen entweder ein siegreicher Christus oder gleißendes Licht zu sehen.
Auferstehung, 1916/18
Unvollendetes Schlüsselbild
Alles ist aus den Fugen geraten: Verwundete, verstümmelte Menschen erwachen inmitten einer trostlosen grauen Ruinenwelt. Keine Zentralperspektive gibt mehr Halt, der ganze Raum wird von einem hektischen, mit harten Linien gezeichneten Rhythmus durchzuckt. Die große Komposition vollendet Beckmann nicht. Aufgerollt nimmt er die Leinwand aber in alle seine Ateliers und sogar bis nach Amerika mit.
Auferstehung, 1916/18
Keine Erlösung
Der Leichnam unten, der Schwebende mit Totenbinden, der stehende, sich die Augen reibende Mann in der Mitte und der mit grotesk verzerrten Gliedern Schreitende – verschiedene Stadien einer Auferstehung, die keine Erlösung verspricht. Die verwundeten Kriegsopfer erinnern an die „Geißelung Christi“. Seine schrecklichen Kriegserlebnisse verarbeitet Beckmann in dieser Zeit häufig mit christlichen Themen.
Auferstehung, 1916/18
Der Künstler als Zeuge
Neben seinen Frankfurter Freunden Ugo und Fridel Battenberg, seiner Frau Minna und dem Sohn Peter ist Max Beckmann selbst zu erkennen. Sein Blick fällt auf den Toten im Vordergrund. Alle falten die Hände wie Stifter auf mittelalterlichen Altären. 1915 wird Beckmann nach einem Nervenzusammenbruch aus seinem Dienst als Sanitäter an der Front entlassen. Danach will er das Erlebte mit seiner kompromisslosen Malerei festhalten und verarbeiten.