Feder in Schwarz, Aquarell auf rohweißem Papier (zwei Papierstreifen; von Klee selbst zerschnitten und der urspr. rechte Streifen nach links versetzt), aufgezogen
26,5 x 20,3
© Staatsgalerie Stuttgart Graphische Sammlung / Foto: Staatsgalerie Stuttgart
Dogmatische Komposition, 1918
Perfekter Zuschnitt
Die Zeichnung gehört zu einer Gruppe von Werken, die Klee selbst zerschneidet. Nicht alle fügt er danach wieder zusammen. In seinem Tagebuch vermerkt er dazu: »Manches vollende ich zum Schluss kompositorisch nach dem pseudo-impressionistischen Grundsatz ›was mir nicht passt, schneide ich mit der Schere weg‹.«
Dogmatische Komposition, 1918
Nicht nur flirrendes Muster
Auf den ersten Blick erscheint die Komposition wie ein flirrendes Mosaik oder ein Teppich aus Farbfeldern und Mustern. Beim näherem Hinsehen zeigt sich ein Gesicht mit geschlossenen Augen und herzförmigem Mund. In der Mitte ist ein Herz zu sehen sowie links darunter ein kopfüber liegendes Kind. Wer ist diese Mutter mit ihrem Säugling?
Dogmatische Komposition, 1918
Religion im Bild
Die Buchstaben über dem Kopf lassen keinen Zweifel: Maria, die Gottesmutter, ist gemeint, die unter ihrem Herzen ein Kind trägt. Diese religiöse Dimension ist Klee später offenbar zu viel und er zerschneidet das Bild martialisch mitten durch das Kind hindurch. Die Komposition des Bildes und die Ordnung der religiösen Welt sind in Unordnung.
Dogmatische Komposition, 1918
Der Hahn
Am oberen linken Rand des rechten Bildstreifens erscheint zudem ein roter Hahn auf einer Turmspitze – ist es der Turm einer Kirche, mit dem typischen Wetterhahn? Ein weiterer Hinweis darauf, dass Klee ursprünglich ein religiöses Bild malt.