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Giambattista Tiepolo (1696 - 1770)

Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, um 1762/70

Kein Schutz für die Familie

Erschöpft sitzen Joseph und Maria mit dem Jesuskind im Gras. Tiepolo weicht von der traditionellen Darstellungsweise des Motivs ab: Die Baumkrone bietet keinen Schutz vor der sengenden Sonne, und auch die Engel fehlen, die sonst Essen und Trinken bringen. Die Trostlosigkeit entspricht wahrscheinlich Tiepolos Gemütszustand. Im Juni 1762 trifft er am spanischen Hof in Madrid ein. Die in Spanien herrschende Inquisition schockiert ihn. Die Bilder dieser Zeit geben einen tiefen Einblick in die Seele des alternden Malers.

Giambattista Tiepolo (1696 - 1770)

Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, um 1762/70

Der fehlende Ausweg

Die karge Berglandschaft ist nicht nur Kulisse, sie wirkt bedrohlich: Wolken- und Gesteinsformationen verschmelzen miteinander, die Natur ist eigentümlich unbelebt, nur zwei Vögel schweben am Himmel. Obwohl die Flucht schließlich gelingt, entwirft Tiepolo eine ungeheure Ausweglosigkeit: Der Steg führt nicht an das andere Ufer, und die tiefblaue Farbe des Wassers lässt vermuten, dass eine Flucht durch den Fluss nicht möglich ist.

Giambattista Tiepolo (1696 - 1770)

Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, um 1762/70

Keine Palmen

Traditionelle Darstellungen des Motivs zeigen keine Tannen, sondern Palmen. Tiepolo wählt aber eine europäische Landschaft, die er durch seine Reisen besonders gut kennt. Denn 1750 reist Tiepolo für den Auftrag, die Würzburger Residenz mit Fresken auszustatten, von Venedig über die Alpen. Die Berglandschaft zeigt vermutlich die Alpen des Veneto. Die melancholische Stimmung spiegelt somit auch die Sehnsucht Tiepolos nach seiner italienischen Heimat.