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Karl Blechen (1798 – 1840)

Inneres des Palmenhauses auf der Pfaueninsel, 1832/34

Zwischen Fantasie und Realität

Was für eine Szene: Man fühlt sich in eine Welt aus Tausendundeine Nacht versetzt, in einen indischen Palast der Mogulzeit oder in die Kulisse einer Opernaufführung. Karl Blechen, Landschaftsmaler mit Erfahrung als Theatermaler, fügte der für das königliche Palmenhaus gestalteten Natur mit drei in zarte Schleier gekleideten Frauenfiguren eine kunstvoll atmosphärische Inszenierung hinzu. In der lichtdurchfluteten Halle entfaltet sich eine üppige Tropenlandschaft: Bühne frei für das Spiel zwischen Fantasie und Realität.

Karl Blechen (1798 – 1840)

Inneres des Palmenhauses auf der Pfaueninsel, 1832/34

Tropische Natur auf märkischem Sand

Die botanische Genauigkeit der Pflanzendarstellung ist bemerkenswert. Neben der raumgreifenden Fächerpalme im Zentrum finden sich zahlreiche weitere Palmenarten, dazu wuchernde Blattpflanzen, Stauden, Farne, Lianen und Blütengewächse. Sie wurden auf Empfehlung Alexander von Humboldts hinzugekauft und sollten den Eindruck von der Vielfalt der Tropenvegetation vertiefen. Für das feuchtwarme Klima sorgte eine Heizungsanlage. Durch verzierte Bodenschlitze wurde die warme Luft ins Innere des Palmenhauses geleitet.

Karl Blechen (1798 – 1840)

Inneres des Palmenhauses auf der Pfaueninsel, 1832/34

Indisch inspiriert

Sorgfältig in allen Einzelheiten wiedergegeben hat Karl Blechen die Innenarchitektur des Gewächshauses mit indischer Anmutung. Auf diesem Gemälde, einem von fünf Versionen des Motivs, rahmen zwei hohe schlanke Säulen den Blick auf eine zierliche Säulenarkade. In der halbrunden Nische dahinter, unter einem Fenster mit Pfauenradmotiv, ist ein original indisches Bauwerk aus der Mogulzeit integriert. Die Einzelteile waren als 'Bautrophäe' über die Ostindien-Kompanie nach London gelangt und wurden wohl auf Anregung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (später Friedrich Wilhelm IV.) angekauft. Ein malerisch herausragendes Detail ist das filigran durchbrochene Wabenmuster des Marmortempels.

Karl Blechen (1798 – 1840)

Inneres des Palmenhauses auf der Pfaueninsel, 1832/34

Fünf Versionen

1832 erhielt Karl Blechen den Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., das Innere des kurz zuvor fertig gestellten Palmenhauses in zwei als Pendants gedachten Ansichten festzuhalten. Zwei Jahre später waren die Gemälde vollendet. Heute befinden sich die beiden Auftragsgemälde im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und sind im Neuen Pavillon im Schlossgarten Charlottenburg ausgestellt. Je eine Ölstudie der unterschiedlichen Motive gehört der Nationalgalerie Berlin und der Kunsthalle Hamburg. Eine fünfte Version in monumentaler Größe, die lange als verschollen galt, wurde 1996 vom Art Institute Chicago erworben.

Karl Blechen (1798 – 1840)

Inneres des Palmenhauses auf der Pfaueninsel, 1832/34

Gerechte Bezahlung

Die relativ hohe finanzielle Forderung des Künstlers lehnte der König zunächst ab, ließ sich aber durch ein Gutachten umstimmen, das Karl Friedrich Schinkel einreichte: „Die Auffassung des Gegenstandes ist höchst originell, die Ausführung mit großem Verstande, mit vielem Naturstudium und ausgezeichnetem Geschmack geleistet. Die tropische Pflanzenwelt in ihrer Fülle, wie sie sich hier zeigt, ist uns Nordländern fremd, und der Künstler hat zu kämpfen und hat Anstrengung nötig, um in dieser Region mit Freiheit zu produzieren. Die hierin verwendeten vielen Mühen sieht man den Bildern nicht an, und dies ist gerade ihre vortrefflichste Seite.“