Öl auf Holz
Höhe: 80,3 cm; Breite: 56 cm
© Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Wolfgang Pfauder
Judith, 1530
Thema mit Variationen
Die Geschichte der furchtlosen Judith in ihrer Kombination aus Schönheit und Grausamkeit, Schaulust und Abscheu hat zahlreiche Maler:innen inspiriert. Vom späten Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert, von Michelangelo über Artemisia Gentileschi bis Gustav Klimt, wurde das Motiv immer wieder neu variiert. Auch Lucas Cranach und seine produktive Werkstatt schufen zahlreiche Bildvarianten, die sich in Details unterscheiden.
Judith, 1530
Dressed to kill
Kann diese Frau töten? Sie ist jung, schön und reich, eine Fürstin der Renaissance, prunkvoll elegant gekleidet in der Mode ihrer Zeit: Federn auf dem breitkrempigen Hut, Perlen im Haarnetz, Goldschmuck am Hals und ein raffiniert geschnittener Mantel – blutrot wie das Blut am Hals ihres Opfers. Ihr liebliches Gesicht zeigt keinerlei Emotionen und offenbart das Spannungsfeld zwischen Tugendhaftigkeit und Brutalität.
Judith, 1530
Ästhetisches Arrangement
Drei Dinge, ästhetisch arrangiert, verweisen kühl auf die mörderische Tat: das abgetrennte Haupt mit halbgeöffneten Augen, das unbefleckte Schwert und die beringten Handschuhe, die ihre Finger wie Krallen erscheinen lassen.
Judith, 1530
Überraschende Entdeckung
1821 erwarb der preußische König Friedrich Wilhelm III. mit der Sammlung Solly auch das Cranachgemälde, das „Jael und Sisera“, ein anderes biblisches Paar in ähnlicher Konstellation darstellt. Bis 1973 war das Bild unten angestückt und durch Übermalung von Details umgestaltet: Bei der Restaurierung wurde die Übermalung entfernt und Cranachs originale Komposition – Judith und Holofernes – wiederhergestellt. Es hängt in Berlins ältestem Schlossbau, dem Jagdschoss Grunewald, das mit insgesamt 30 Werken die bedeutendste Cranach-Sammlung der Stadt beherbergt.