Öl auf Leinwand
Höhe: 107 cm; Breite: 146 cm
© Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Hans Bach
Der ungläubige Thomas, um 1601
Licht und Schatten
Auf den ersten Blick stecken vier Männer die teils verschatteten Köpfe zusammen. Bei näherem Hinsehen wird klar: Einer der Beteiligten, der heilige Thomas, steckt seinen ausgestreckten Finger in die Seitenwunde Christi. Die drastische Darstellung des biblischen Geschehens erschreckt und fasziniert zugleich.
Der ungläubige Thomas, um 1601
„Selig, die nicht sehen und doch glauben.“
Caravaggio nutzte den Gegensatz von Hell-Dunkel, auch Chiaroscuro genannt, zur Dramatisierung des Geschehens. Die Komposition basiert auf einer Episode des Johannesevangeliums und ist in dunklen Brauntönen gehalten. Die zentralen Figuren werden von einem von links einfallenden Lichtschein beleuchtet und hervorgehoben. Christus, mit blasser Haut und in einem weißen Gewand dargestellt, führt die Hand des ungläubigen Thomas, um ihn von seiner Wiederauferstehung zu überzeugen. Erst durch das Berühren der Wundmale Christi ließ sich Thomas dazu bewegen, an das eingetretene Wunder zu glauben.
Der ungläubige Thomas, um 1601
Gnadenloser Realismus
Zwei weitere Jünger stehen hinter Thomas und verfolgen gebannt das Geschehen. Durch den Verzicht auf zusätzliche erklärende Details oder die Gestaltung des Hintergrunds erscheinen die vier Figuren nahezu monumental. Sie wirken realistisch bis hin zu abgerissener Kleidung und schmutzigen Fingernägeln. Caravaggios Modelle waren Menschen von der Straße. Er machte das niedere Volk darstellungswürdig. Vielen Zeitgenossen war seine Malerei zu modern. Doch sein Realismus und die besondere Art des Umgangs mit dem Licht revolutionierten die Kunst. Er fand überall in Europa Nachahmer, die seinen Malstil verbreiteten, besonders in Frankreich, den Niederlanden und Spanien.
Der ungläubige Thomas, um 1601
Aufbrausender Charakter
Caravaggio, 1571 als Michelangelo Merisi in Mailand geboren, wählte seinen Künstlernamen nach dem lombardischen Heimatort seiner Eltern. Mit 13 Jahren begann er seine Ausbildung, mit 21 Jahren übersiedelte er nach Rom. Er fand viele namhafte Auftraggeber und Fürsprecher, wenn sein aufbrausender Charakter ihn wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte. Nach einem Mord aus Rom verbannt, floh Caravaggio nach Neapel, Malta und wieder nach Neapel. Auf dem Rückweg nach Rom starb er mit nur 38 Jahren.