Hieronymusbosch Eccehomo 3000 Min

Hieronymus Bosch (ca. 1450 - 1516)

Ecce Homo, ca. 1490

Jesus ist Mensch – und trägt zeitweise ein Gewand

„Ecce homo!“ – „Seht, ein Mensch!“ ruft der römische Statthalter Pontius Pilatus aus. In der Tat erleidet Gottes Sohn körperliche Schmerzen. Blut trieft aus offenen Wunden. Warum rettet Gott ihn nicht? Behauptet Christus nur Gottes Sohn zu sein? Gnadenlos fordert der Mob den Tod dieses Gotteslästerers. Kurioses Detail: Christus war zwischenzeitlich mit einem langen Gewand übermalt. Wer hat ihn damals bewusst so sittsam „überkleidet“? Wir wissen es bis heute nicht. Als der Städelsche Museums-Verein das Bild 1917 erwirbt, wird das lange Gewand bei der Restauration wieder entfernt.

Hieronymus Bosch (ca. 1450 - 1516)

Ecce Homo, ca. 1490

Verblichene Figuren

Wer sind die Erscheinungen unten links im Bild? Es sind vermutlich die Stifter des Werkes in Gestalt der moralisch Guten. Sie beten: „Erlöse uns, Christus!“ Die Figuren werden bereits früh beschädigt und übermalt. Die heute sichtbaren Reste wurden erst Jahre später wieder freigelegt. Daher kommen sie blass daher.

Hieronymus Bosch (ca. 1450 - 1516)

Ecce Homo, ca. 1490

Todesbote

Schemenhaft lugt die Eule im Fenster. Kein gutes Zeichen? Dieser Vogel steht im Christentum für den Tod oder zumindest für schlechte Nachricht. Aber auch für das jüdische Volk, das lieber die Finsternis wählt, als das helle Licht des Evangeliums. Mit der Eule könnte hier aber auch Christus selbst gemeint sein. Wählt der Künstler hier bewusst die Ambivalenz der Bedeutung? Wir wissen es nicht genau. Jedenfalls ist die Eule hier ein bedeutendes Symbol!

Hieronymus Bosch (ca. 1450 - 1516)

Ecce Homo, ca. 1490

Der Feind hat geflaggt

Warum die türkische Flagge im Hintergrund? Sie trägt einen Halbmond. Die Historie erklärt es: im 15. Jahrhundert geht in Europa die Angst vor den Osmanen um, die ihr Reich nach dem Untergang von Byzanz gewaltsam nach Norden und Westen ausbreiten.

Hieronymus Bosch (ca. 1450 - 1516)

Ecce Homo, ca. 1490

Verkommenes Volk

„Kreuzige ihn“, schreit die aufgebrachte Menge. Erst der Tod Christi bringt den Menschen die Erlösung. Wie niederträchtig der pöbelnde Mob ist, zeigt Bosch in fratzenhaften Gesichtern. Er verzerrt sie ins Hässliche und Wahnsinnige. Zusätzlich versteckt er Hinweise im Bild, die der zeitgenössische Betrachter sofort versteht. Die Echse auf dem Schild, der Pfeil im Stiefel des Mannes und der kuriose Filterhelm stehen für Heimtücke, Niedertracht und Verkommenheit.