Baldunggrien Zweihexen 3000 Minimum

Hans Baldung Grien (ca. 1484 - 1545)

Zwei Hexen, 1523

Hier stimmt etwas nicht!

Warum weht der Wind von zwei Seiten durch die Hexenhaare? Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Die Gesetze der Natur sind aufgehoben. Vorsicht ist geboten! Auch wenn die wild flatternden roten Locken der Frauen dem Betrachter ungezügelte Lust versprechen.

Hans Baldung Grien (ca. 1484 - 1545)

Zwei Hexen, 1523

Ganz schön obszön

Aufreizend räkeln sich die beiden Hexen vor schwefelgelber Kulisse. Ungeniert fixiert die Linke uns mit herausforderndem Schulterblick. Hans Baldung präsentiert die „Weiber“ in pornografischer Rundum-Ansicht. Die eine von vorn, die andere von hinten. Trotz des Tuchs zwischen ihnen, sind die Körper völlig nackt. Die beiden wecken ganz sicher Begehrlichkeiten. Verkörpern sie doch mit ihren üppigen Kurven das Schönheitsideal ihrer Zeit.

Hans Baldung Grien (ca. 1484 - 1545)

Zwei Hexen, 1523

Gesprächsstoff garantiert

Hans Baldung Grien zählt zur Künstler-Elite Europas. Er gilt als Star seiner Zeit und lernt unter anderem von Albrecht Dürer. „Zwei Hexen“ ist eines seiner frühesten Werke. Ein kunstsinniger Humanist bestellt das Bild seinerzeit vermutlich für seine private Kunstkammer. Allerdings will dieser das Gemälde nicht nur ansehen, sondern auch für Debatten nutzen. Gesprächsstoff bietet das Bild genug: Hexen, Erotik und Naturgesetze. Baldung spricht hier gleich mehrere Kontroversen des frühen 16. Jahrhunderts an, die er kunstvoll in seinem Werk verflicht.

Hans Baldung Grien (ca. 1484 - 1545)

Zwei Hexen, 1523

Giftige Botschaft

„Seht ganz genau her, bevor ihr euch mit uns einlasst”, scheinen die Hexen zu raunen. Die Rechte hebt warnend einen Glaskolben empor, in dem ein kleiner wilder Drache faucht. Kein Symbol für den Teufel, sondern für Quecksilber. Das giftige Flüssigmetall wird damals in Salbenform gegen die Syphilis verabreicht, die seit 1495 in Europa grassiert. Durch die Behandlung mit Quecksilber sterben die Kranken zwar noch schneller, aber das weiß man damals nicht.

Hans Baldung Grien (ca. 1484 - 1545)

Zwei Hexen, 1523

Versteckte Ironie

Ermattet lugt der Ziegenbock zwischen den Beinen der Hexe hervor. Kein Wunder, denn er wird von ihren üppigen Formen fast erdrückt. Ist der Bock der Teufel? Stammt das Kind hinter der Hexe von ihm? Vermutlich. Früher nimmt man an, dass Hexen mit dem Teufel Kinder zeugen, um Menschen zu korrumpieren. Der Maler zeichnet bewusst einen Teufelsbock, der zu schwach ist, um die Hexe zu tragen. Ein ironischer Kommentar des Künstlers zu den Irrungen seiner Zeit. Hans Baldung kennt sich mit der Hexenverfolgung gut aus, weil sein Onkel Hexenrichter ist.