Öl auf Lindenholz (Tilia sp.),
67,1 x 48,9 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek München / Foto: Haydar Koyupinar
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Marke Dürer
Albrecht Dürer nutzte sein berühmtes Monogramm auf seinen Werken zum Markenschutz: A für Albrecht und D für Dürer. So markiert er seine Urheberschaft und dokumentiert damit seinen hohen Anspruch. Zur Zeit Dürers sind die Künstler noch in Zünften organisiert und ihr Status ist dem von Handwerkern ähnlich. Der für damaliges Verständnis neue, moderne Künstler sollte als genial und erfindungsreich gelten. Ein Selbstbildnis zeugt wie kein anderes Werk der Künstler jener Zeit von diesem Findungsprozess.
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Ich, Albrecht Dürer
Die lateinische Inschrift lautet in der Übersetzung: So malte ich, Albrecht Dürer aus Nürnberg, mich selbst mit unvergänglichen Farben im Alter von 28 Jahren. Es ist bereits sein drittes Selbstporträt, aber das erste, das so radikal mit den Traditionen der Malerei bricht.
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Vom Privatbildnis zum repräsentativen Porträt
Zu Lebzeiten Dürers hängt das Bild wohl in seinem Haus in Nürnberg, gelangt später in das Rathaus der Stadt und wird 1805 nach München verkauft: Aus der Privatsphäre gelangt das Bild in den städtischen Repräsentationsraum und dann in die königliche Gemäldesammlung. So wandelt es sich vom individuellen Porträt zum städtischen Stolz auf den „Sohn der Stadt“ und schließlich zu einem Klassiker der Kunstgeschichte.
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Ein christliches Bildnis?
So modern das Werk in seiner selbstsicher präsentierten Individualität auch ist, so erinnert es doch noch an die starken christlichen Prägungen des Mittelalters. Die frontale Darstellung zitiert Darstellungen des Salvator Mundi, also Jesus Christus als Erlöser der Welt. Schließlich lässt sich auch seine Arbeit als Künstler mit der christlichen Thematik verbinden, denn Zeichnung, Graphik oder Malerei vermag es, eine Welt zu schaffen, ja neu zu „schöpfen“.
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Haarpracht
Das schulterlange Haar kann man als beabsichtigte Parallele zur Gestalt Christi verstehen. Es ist üblich, ihn als jungen Mann mit Mittelscheitel und halblanger Frisur zu zeigen. Dürer adaptiert damit ein sakrales Motiv und zeigt sich mit einer gewissen Gottesebenbildlichkeit. Dem entsprechen auch das makellose und idealisierte Aussehen sowie die edle Kleidung.
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Die Hand des Künstlers
Seine Hand positioniert der Maler zentral im Bildnis. Sie greift in den Marderpelz, der gemäß der damaligen Kleiderordnung den obersten Schichten vorbehalten und ihm als handwerklich arbeitendem Künstler eigentlich verwehrt ist. So kann man diese Geste als Ausdruck seiner Aufstiegsabsichten verstehen.
Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Der Künstler als Schöpfer
Das Selbstbildnis des Nürnberger Malers Albrecht Dürer aus dem Jahr 1500 gehört nicht nur zu den bekanntesten Werken der Alten Pinakothek, sondern der gesamten westlichen Kunstgeschichte. Das lebensgroß gehaltene Kunstwerk markiert einen Wendepunkt am Ausgang des Mittelalters.