Bay Cytwombly Lepanto Minimum

Cy Twombly (1928 - 2011)

Lepanto VII, 2001

Höhepunkt der Schlacht

Mit seinen ungewöhnlich heftigen Farbakkorden aus Gelb-, Rot-, Pink-, Violett-, Türkis- und Aquamarintönen markiert das Bild den dramatischen Höhepunkt des 12-teiligen Bildzyklus. Eine Allianz aus spanischen, venezianischen und päpstlichen Schiffen kämpfte 1571 gegen die Flotte der Osmanen um die Vorherrschaft im Mittelmeer. Cy Twombly folgt den Chroniken der Schlacht und fokussiert auf jenen Moment, in dem die beiden Parteien bei gleißender Mittagssonne aufeinandertreffen.

Cy Twombly (1928 - 2011)

Lepanto VII, 2001

Die Farbe im Fluss

Ein auffälliges Stilmittel ist die Verwendung dünnflüssiger Acrylfarbe, die in langen Adern bis zum unteren Bildrand ausläuft. Jede Berührung der Leinwand ist ein einzigartiges Ereignis, das die malerische Geste und die Sättigung des Pinsels sichtbar macht. Die Farbe vermittelt dabei eine durchaus melancholische Stimmung, insbesondere bei den rot und violett getränkten Schiffen, von denen sie wie Blut oder Tränen herabfließt.

Cy Twombly (1928 - 2011)

Lepanto VII, 2001

Sinnbild für den Lauf der Zeit

Als Cy Twombly 1985 ein Haus an der Küste von Gaeta, einer kleinen Hafenstadt zwischen Rom und Neapel, bezieht, entdeckt er in seinem Spätwerk die Seefahrt als zentrales Thema seiner Kunst. Seit der Antike wird der Lebensweg des Menschen immer wieder in Begriffen der Seefahrt reflektiert: hoffnungsvoller Aufbruch, Entdeckungslust, Seeschlacht, Irrfahrt, Schiffbruch – in seinem 12-teiligen Schlachtenzyklus greift Twombly das ganze Panorama dieser Stimmungen auf.

Cy Twombly (1928 - 2011)

Lepanto VII, 2001

In der Tradition venezianischer Malerei

Erstmals wurden die 12 Gemälde des Lepanto-Zyklus auf der Biennale in Venedig 2001 präsentiert, bevor sie für das Museum Brandhorst erworben werden konnten. Der Zyklus ist insofern auch eine groß angelegte Hommage an die venezianische Malerei und die von ihr ausgehende Tradition: einer spontanen, aus der Farbe entwickelten Malerei, die von Tizian und Tintoretto über Rubens und Vélazquez schließlich zu William Turner, Claude Monet und der expressiven Malerei des 20. Jahrhunderts führt.

Cy Twombly (1928 - 2011)

Lepanto VII, 2001

Symbolträchtiger Machtkampf

Im Frühling 2001 malte Cy Twombly den 12-teiligen Bildzyklus über die Seeschlacht bei Lepanto. Ohne je illustrativ zu werden, zeigt Twombly die symbolträchtige Schlacht als einen überzeitlichen Konflikt ohne Parteinahme, ohne Festlegung auf Freund oder Feind, Epoche oder Ort.