Öl auf Leinwand
72,7 x 141,0 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek München / Foto: Nicole Wilhelms
I lock my door upon myself, 1891
Verblühendes Leben
Drei welkende Feuerlilien ragen im Bildvordergrund auf – als sei das Feuer der orange-roten Blüten erloschen. Im Bild finden sich zahlreiche Assoziationen eines verblühten Lebens.
I lock my door upon myself, 1891
Wer wird mich erlösen?
Die Frau im Zentrum des Bildes
starrt melancholisch auf ihre Arme gestützt mit hellen, weit aufgerissenen Augen ins
Ungewisse.
Sie scheint zwischen der Brüstung und der grauen Wand wie eingeklemmt zu
sein. Die unheilvolle
Stimmung wird durch die Schwärze des unteren Bilddrittels verstärkt. Alles weist
hin auf Vergänglichkeit, Schmerz und Isolation. Der Titel des Gemäldes ist dem
1864 verfassten Gedicht „Who shall deliver me“ von Christina Georgina Rossetti
entnommen.
I lock my door upon myself, 1891
Dunkle Gestalt
Im Hintergrund rechts erkennt man eine aussichtartige Bildtafel mit Architektur in der Mitte davon ein schwarzer Streifen: eine winzige Figur im Hof eines Klosters – Passantin, Nonne oder Tod? Mit einer Deutung als Sinnbild des Todes verbindet sich der schwere, schwarze Stoff im Vordergrund. Er erinnert an ein Tuch zum Bedecken einer Totenbahre.
I lock my door upon myself, 1891
Die Welt ist nicht genug
Von dem marmornen Kopf auf dem Bord geht das einzige Leuchten im Bild aus. Hierbei handelt es sich um eine Büste des antiken Schlafgottes Hypnos. Die hypnotische Wirkung wird noch verstärkt durch die unterhalb der Büste auf dem Regal befindliche Mohnblume. So wird das rätselhafte Bild zum Verweis auf das Phänomen des Traumes, hier sogar des Tagtraumes. Das Bild stammt aus einer Zeit, in der Siegmund Freud seine Traumdeutung erarbeitete.
I lock my door upon myself, 1891
Fantasie und Sehnsucht
Der blaue Flügel am Kopf des Schlafgottes bildet einen kühlen Gegenpol zu den schweren und warmen Farben. Die Farbe blau erinnert an die „blaue Blume“, in der Romantik ein Symbol der Sehnsucht. Vielfältige Assoziationen und offen gehaltene Bilddeutungen sind die Charakteristika des Symbolismus.
I lock my door upon myself, 1891
Amors Pfeil
Links neben der jungen Frau liegt ein mit der Spitze auf sie gerichteter Pfeil. Er durchkreuzt die Lilie als Symbol der Unschuld und weist auf ihr Herz, ein Hinweis darauf, dass sie schmerzhaft verwundet wurde, womöglich durch eine unerwiderte Liebe.
I lock my door upon myself, 1891
Eine Welt voller Rätsel
Der belgische Symbolist Fernand Khnopff schuff 1891 dieses rätselhafte Bild. Der Titel „I lock my door upon myself“ stammt aus einem Gedicht über eine Nonne, die sich aus der Welt zurückzieht.