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Henri Matisse (1869 - 1954)

Nature morte au géranium, 1910

Das Atelier in Issy

Das Stillleben zeigt einen Ausschnitt von Matisses Atelier in Issy-les-Moulineaux am südwestlichen Pariser Stadtrand. Der Künstler lässt sich das Atelier im September 1909 im Garten seiner neu bezogenen Villa errichten. Die eigentlich weißen Wandpaneele aus Tanne und das Parkett aus Pech-Kiefer sind in dem Stillleben gut zu erkennen. Hugo von Tschudi besuchte Matisse in diesem Atelier bereits 1909 und nochmals 1910.

Henri Matisse (1869 - 1954)

Nature morte au géranium, 1910

Ein Tisch als bayerisches Souvenir

Dieser Tisch mit einer Platte aus Solnhofener Stein findet sich mehrfach in den Atelierinterieurs von Matisse. Der Künstler hat ihn 1908 auf einer Reise nach Bayern erworben. Eventuell deshalb rückt Matisse ihn hier sogar in den Mittelpunkt des Stilllebens – als Erinnerung an seine Bayern-Reise in dem für München bestimmten Auftrag.

Henri Matisse (1869 - 1954)

Nature morte au géranium, 1910

Die Draperie

Eine kostbare, blau leuchtende Draperie verknüpft kunstvoll die Gegenstände im Stillleben. Es handelt sich um einen sogenannten „Toile du Jouy“, den Matisse in Paris gekauft hatte. Kunstvoll in das florale Ornament dieses Tuches eingebunden ist auch die chinesische, grünblaue Keramikschale sowie die Geranie auf dem Tisch. So betont Matisse die dekorative Bedeutung der Bildfläche gegenüber der dreidimensionalen Konstruktion des Raumes mit den Brettern und Perspektiven.

Henri Matisse (1869 - 1954)

Nature morte au géranium, 1910

Matisses fauvistisches Frühwerk

Matisse zitiert in seinen gemalten Darstellungen des Ateliers von Issy seine eigenen Zeichnungen, Gemälde und Plastiken. Im Hintergrund ist ein angeschnittenes Landschaftsgemälde zu sehen, das in der expressiven Farbigkeit und dem vehementen Pinselauftrag an Matisses frühere fauvistische Werke erinnert. Die Maler des Fauvismus bilden die erste französische Gruppe des Expressionismus und wirken mit der Befreiung der Farbe vom Gegenstand maßgeblich auf die deutschen Expressionisten. 1909 zeigt Paul Cassirer in Berlin eine Matisse-Ausstellung, die auch den Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner beeindruckte.

Henri Matisse (1869 - 1954)

Nature morte au géranium, 1910

Vom Raum zur Fläche

Die blaue Draperie hängt demonstrativ vor einem kleinen Fenster – als traditionelles Symbol der Realität und des räumlichen Durchblicks. Die Raumkonstruktion kippt so demonstrativ in die Fläche. Die blauen, grünen und gelben Farben der schattenlosen Gegenstände leuchten aus sich selbst. Sie sind ein hervorragendes Zeugnis von Matisses neuem dekorativ-ornamentalem Flächenstil, der die fauvistische Phase ablöst.

Henri Matisse (1869 - 1954)

Nature morte au géranium, 1910

Matisse in München - Ein bahnbrechender Auftrag

Hugo von Tschudi, der visionäre Direktor der Staatlichen Galerien Bayerns, gab 1909 das „Stillleben mit Geranie“ direkt bei Henri Matisse in Auftrag. Die Neue Pinakothek erwarb das Bild mithilfe privater Spenden als erstes Gemälde des französischen Wegbereiters der Moderne für ein öffentliches deutsches Kunstmuseum.