Öl auf Leinwand
91,6 x 122,0 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek München / Foto: Sibylle Forster
Ostende, 1844
Die raue See
Das Landschaftsbild zeigt eine Hafenszene bei stürmischem Wetter. Ein Segelboot ist mit sieben Männern besetzt. Es läuft Gefahr, an den aufragenden Pier geworfen zu werden. Der Mann am Ruder arbeitet dem offenbar erfolglos entgegen: Das Segel hat sich um den Mast geschlungen, das Boot ist nicht mehr manövrierbar.
Ostende, 1844
Kurs auf Ostende
Die Segelboote kämpfen mit dem Wind und den hohen Wellen. Ein Boot scheint die Gefahrenstelle gemeistert zu haben. Das Segel ist gebläht, das Boot nimmt Kurs auf den Kai, der in der Ferne weiß schimmert. William Turner hat den Hafen von Ostende in einigen Skizzen festgehalten. Das Gemälde ist jedoch keine vedutenartige Stadtansicht. Vielmehr geht es um die Darstellung der wilden Natur an der Kanalküste.
Ostende, 1844
Verzweifelte Betrachter
Das dramatische Geschehen wird von mehreren Menschen beobachtet, die sich auf dem hölzernen Pier links unten aufhalten. Darunter sind mehrere Frauen und Kinder. Eine Frau hebt verzweifelt ihre Arme. Neben ihr stehen zwei Kinder. Es ist vermutlich die Familie eines der Matrosen, die in Seenot geraten sind.
Ostende, 1844
Wirtschaftsstandort und Seebad
Das Gemälde war 1844 auf der Jahresausstellung der Royal Academy in London unter dem Titel „Ostend“ ausgestellt. Der englische Künstler William Turner hat sich mehrfach in der belgischen Küstenstadt aufgehalten. Ostende hatte im 19. Jahrhundert nicht nur als Hafen wirtschaftliche Bedeutung, sondern war auch ein viel besuchtes Seebad.
Ostende, 1844
Dramatische Lichtstimmung
Stärker noch als durch die Personen wird die bewegte Wirkung des Bildes durch den dynamischen Einsatz von Hell-Dunkel und die pastos aufgetragene Farbe geprägt. Während auf der rechten Seite des Bildes der Himmel dunkel bewölkt ist, leuchten in der Mitte die Wolken weiß. Durch sie fällt Sonnenlicht auf die Gebäude entlang der Kaimauer im Hintergrund, die hell erstrahlen.
Ostende, 1844
Landmarken am Horizont
Die pastose Malerei lässt keine einzelnen Gebäude erkennen. Lediglich ein Kirchturm und eine Windmühle sind deutlicher dargestellt. Rechts ragt der 1771 errichtete, 22 Meter hohe Leuchtturm empor, der weithin sichtbar die Hafeneinfahrt markiert.
Ostende, 1844
Die wilde Natur
Als einer der bedeutendsten Künstler der englischen Romantik entfernt sich William Turner weit von den Konventionen der traditionellen Landschaftsmalerei und bahnt der impressionistischen Malerei den Weg. In Bildern wie „Ostende“ stellt er die unbändige Kraft der Natur und der Elemente dar.