Öl auf Leinwand
203,5 x 122 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek München / Foto: Sibylle Forster
Kaiser Karl V., 1548
Spuren der Erschöpfung
Das Gesicht Karls V. zeigt konzentrierte Entschlossenheit, offenbart aber auch seine Erschöpfung. Als Nachfolger Maximilians I. 1519 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt, war seine Amtszeit von drei großen politischen Herausforderungen geprägt: den fortwährenden Konflikten mit Frankreich, dem Aufkommen des Protestantismus und der Verteidigung des Reiches gegen die Türken.
Kaiser Karl V., 1548
Bewahrer des katholischen Glaubens
Als das Bildnis 1548 auf dem Augsburger Reichstag entstand, hatte das Heer Karls V. kurz zuvor die protestantischen Truppen des Schmalkaldischen Bundes besiegt. Der Kaiser präsentiert sich hier in schlichter schwarzer Ordenskleidung und mit dem Ritterorden vom Goldenen Vlies, dessen Ziel die Bewahrung des katholischen Glaubens war.
Kaiser Karl V., 1548
Auf dem Thron
Tizian zeigt den Monarchen im Typus der thronenden, dreiviertelgewendeten Ganzfigur – eine zuvor für Papstbildnisse etablierte Porträtform. Die Zirbelnuss auf der Stuhllehne wird als Anspielung auf das Wappen des Stadt Augsburg gelesen, den Ort des Reichstags und der Entstehung des Gemäldes.
Kaiser Karl V., 1548
Zeichen der Kaiserwürde
Die mächtige Säule, der rote Boden und der goldene Brokatvorhang unterstreichen die Kaiserwürde. Sie kennzeichnen den betont repräsentativen Charakter des Porträts. Die ungeschönte Darstellung des fortgeschrittenen Alters macht den Kaiser jedoch auch als Menschen unmittelbar präsent. 1556 erklärt er seinen Verzicht auf den Thron und zieht sich ins Kloster San Jerónimo de Yuste zurück.
Kaiser Karl V., 1548
Blick aus dem Fenster
Format, Ganzfigur, Architektur und Goldbrokat betonen den Anspruch des Herrscherbildnisses. In reizvollem Kontrast dazu steht der unspezifische Ausblick auf eine bewaldete Landschaft. Diese wie auch andere Partien des Gemäldes wurden nach Tizians Entwurf wohl von Lambert Sustris ausgeführt, einem der wichtigsten Mitarbeiter seiner Werkstatt.
Kaiser Karl V., 1548
Annäherung an einen Kaiser
Karl V. ernennt Tizian 1533 zum Hofmaler und erhebt ihn in den Adelsstand. Mehrfach lässt er sich von ihm porträtieren. Dieses ganzfigurige Bildnis in schwarzer Ordenskleidung entsteht während des Augsburger Reichstags. Es ist Repräsentationsbild und Charakterstudie zugleich.