Smh Schwitters Kurt Merzbild Einunddreissig Ohne Rahmen Minimum

Kurt Schwitters (1887 – 1948)

Merzbild Einunddreissig, 1920

Künstlerisches Programm

In einem frühen programmatischen Text schreibt Schwitters über sein künstlerisches Programm: „Die Bilder Merzmalerei sind abstrakte Kunstwerke. Das Wort Merz bedeutet wesentlich die Zusammenfassung aller erdenklichen Materialien für künstlerische Zwecke und technisch die prinzipiell gleiche Wertung der einzelnen Materialien. Die Merzmalerei bedient sich also nicht nur der Farbe und der Leinwand, des Pinsels, der Palette, sondern aller vom Auge wahrnehmbarer Materialien und aller erforderlichen Werkzeuge. [...] Der Künstler schafft durch Wahl, Verteilung und Entformung der Materialien“.

Kurt Schwitters (1887 – 1948)

Merzbild Einunddreissig, 1920

Mit Dingen malen

Das beschriebene Verfahren lässt sich am „Merzbild Einunddreissig“ nachvollziehen: In mehreren Schichten überlagern bedruckte Papiere, ein verrosteter Dosendeckel und Stofffetzen schon bemalte Flächen. Diese Dinge begrenzen neu entstehende geometrische Formen, die wiederum mit deckender oder durchscheinender Farbe so überarbeitet werden, dass ein dicht verwebtes Ganzes entsteht. Hier werden nicht länger „mit Farben Gegenstände gegeben, sondern mit Gegenständen Farben“, wie der hannoversche Kritiker Christof Spengemann beschreibt.

Kurt Schwitters (1887 – 1948)

Merzbild Einunddreissig, 1920

Fülle von Materialien

Schwitters erzeugt durch den Einsatz malerischer Mittel wie Komplementär- und Hell-Dunkelkontraste eine dynamische Bildstruktur aus strahlenförmig angeordneten, spitzwinkligen Dreiecksformen, die stilistisch von Kubismus und Futurismus geprägt ist. Die kunstfremden Materialien ersetzen nicht die Malerei, sondern bereichern sie. Die Fülle verschiedener Oberflächen und Materialien ist ein wesentliches Merkmal der Merzkunst.

Kurt Schwitters (1887 – 1948)

Merzbild Einunddreissig, 1920

Täglicher Abfall

Viele der verwendeten Dinge liefern noch Auskunft über ihre ursprüngliche Bestimmung. Die „Brocken des täglichen Abfalls“ - wie Schwitters sie nennt - verlieren im Werkkontext zwar ihre bisherige Gebrauchsfunktion, jedoch nicht jegliche Bedeutung. Sie besitzen als benutzte Gegenstände einen konkreten Bezug zur gesellschaftlichen Realität ihrer Zeit und werden zu Überbleibseln einer modernen Zivilisation, die zunehmend von industrieller Produktion und Konsum, von Werbung und Medien geprägt ist.