Smh Ernst Max Ohne Titel Bemalte Tuer Minimum

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Ménage á trois

Zwischen seinem Freund Paul Eluard, dessen Frau Gala und Max Ernst entwickelt sich eine „ménage á trois“, eine Art Ehe zu dritt. Der Künstler verbringt in den Jahren 1923 und 1924 mehre Monate im Haus seiner Freunde in Eaubonne, einem Vorort von Paris. Während seines Aufenthaltes malt er das Haus seiner Freunde mit Fresken aus, die sich im gesamten Haus auf Wänden und Türen verteilten.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Gemalte Collage

Das Ensemble aus der bemalten Tür und dem darüber hängenden Bild befindet sich ursprünglich zwischen der Diele und dem Wohnbereich des Hauses. Bildprogramm wie Komposition erweckt den Anschein einer gemalten Collage: Bildzitate, die einem anatomischen oder botanischen Lehrbuch entnommen sein könnten, werden mit drei in ihrer Größe variierenden Händen, die in Manschetten stecken, kombiniert.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Organischer Kreislauf

Die ausschnitthafte und schematische Darstellung verleiht den Bildmotiven einen zeichenhaften und rätselhaften Charakter. So lassen die dargestellten Elemente einen organischen Kreislauf assoziieren: Das grüne Herz ist durch eine rote Ader mit einer an eine Samenkapsel erinnernde Form verbunden, die durch einen Tropfen befruchtet wird.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Jenseits der Malerei

In seiner Veröffentlichung „Jenseits der Malerei“ beschreibt Max Ernst 1936 dieses surreale Zusammenspiel seiner Motive: „An einem regnerischen Tag des Jahres 1919, in einer Stadt am Rhein, fiel mir auf, mit welcher Besessenheit mein irritiertes Auge an den Seiten eines Bilderkataloges haftete, in dem Gegenstände zur anthropologischen, mikroskopischen, psychologischen, mineralogischen und paläontologischen Veranschaulichung abgebildet waren. Dort standen Bildelemente nebeneinander, die einander so fremd waren, dass gerade die Sinnlosigkeit dieses Nebeneinanders eine plötzliche Verschärfung der visionären Kräfte in mir verursachte, und eine halluzinierende Folge widersprüchlicher […] Bilder wachgerufen wurde […].“

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Dreiecksverhältnis

Das dominante Motiv jedoch sind die Hände. In ihrer dreifachen Wiederholung und Staffelung lässt sich ein Hinweis auf den autobiografischen Hintergrund vermuten. Es ist eine Anspielung auf das Dreiecksverhältnis zwischen Max Ernst, Paul Eluard und Gala, der späteren Muse von Salvador Dalí. Das Ensemble insgesamt bleibt allerdings rätselhaft wie geheimnisvoll und verweigert sich einer eindeutigen Entschlüsselung.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Surrealismus

Die Dada-Bewegung, die sich 1915 fast gleichzeitig in Zürich und New York und sich dann auch auf Frankreich und Deutschland ausbreitet, hat sich wie kaum eine Kunstrichtung vor ihr aus einem radikalen Angriff auf gesellschaftliche Konventionen und traditionellen Kunst entwickelt. In den 1920er Jahren wird dieser Anspruch durch den Surrealismus weitergeführt, indem die Sphären des Unbewussten und des Traumes für den künstlerischen Schaffensprozess aktiviert werden.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Paris als Zentrum

Das Hauptzentrum des Surrealismus ist Paris. Der französische Schriftsteller und Kritiker André Breton ist der geistige Vater der Bewegung.

„Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität“, schreibt er 1924 im ersten Manifest des Surrealismus.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Traum von Wirklichkeit

Das Aufbrechen eingefahrener Sehgewohnheiten und Denkklischees ist die erklärte Intention der surrealistischen Kunst. Sie umfasst sowohl die Literatur wie die bildende Kunst. Das Prinzip einer unauflösbaren Rätselhaftigkeit verbindet die Bilder von Salvadore Dalí, Paul Delvaux, Max Ernst, Jean Miro oder Man Ray, aber auch die Schriften der surrealistischen Dichter wie Philippe Soupault und Guillaume Apollinaire oder Paul Eluard und Andre Masson. Sie propagieren die systematische Eroberung des Irrationalen und das schöpferische Prinzip des psychischen Automatismus.

Max Ernst (1891 – 1976)

Ohne Titel (Bemalte Tür aus dem Haus von Paul Eluard in Eaubonne), 1923

Besondere Freundschaft

In Paris schließt er sich dem Kreis der Dadaisten und späteren Surrealisten an und steht in einem besonders freundschaftlichen Verhältnis zu dem jungen Dichter Paul Eluard und seiner Frau Gala.